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Die Blumenfamilie

110 Jahre Gärtnerleidenschaft: Seit vier Generationen sind Blumen der Lebensmittelpunkt der Familie Rutishauser. Zu Besuch im bunten Frühling in Züberwangen bei Wil.

Rutishauser Blumen Pflanzen und Kulturen

Sie sind die untrüglichen Boten des nahenden Frühlings und deshalb enorm beliebt: die Tulpen. Und sie stammen nicht nur aus Amsterdam, sondern auch aus der Region. Die Blumenfamilie Rutishauser hegt und pflegt die beliebten Blumen seit Jahrzehnten und sorgt so gemäss dem Credo der vierten Generation, für mehr Lebensfreude. Dies mit einer Leidenschaft, die nicht nur sichtsondern auch spürbar ist, wie ein Besuch zeigt. Seit Ende der 1960er-Jahre werden in der Familiengärtnerei Rutishauser Tulpen kultiviert. «Unser Grossvater kam schon früh mit Dutti ins Geschäft», erzählt Bruno Rutishauser, Geschäftsführer der Rutishauser Blumen, Pflanzen und Kulturen in Züberwangen SG. «Unsere Familie ist mit Schnittnelken, die im Migros Verkaufswagen angeboten wurden, bei der Migros eingestiegen.» Und die Zusammenarbeit baut auch heute noch auf dieser langen Tradition auf. «Die Migros hat uns quasi zum Blühen gebracht. Dank ihr konnten wir unseren Familienbetrieb ausbauen und durch die Kultivierung von Tulpen unsere Mitarbeitenden auch in den Wintermonaten beschäftigen.» Bereits ist die vierte Generation am Ruder, die fünfte steht schon in den Startlöchern.

«Für mich war von Beginn an klar, dass ich Gärtner werden und im Betrieb mitarbeiten will», blickt Bruno Rutishauser zurück. Die grosse Verbundenheit zur Natur wurde dem 45-Jährigen in die Wiege gelegt, und sehr früh war ihm bewusst, dass man mit Blumen Freude bereiten kann. «Wenn man den Gedanken weiterspinnt, dann ist das doch der Sinn des Lebens und der Arbeit», philosophiert der Zierpflanzeningenieur. «Schön ist, dass unser Beruf und damit auch unsere Produkte wieder mehr Wertschätzung erfahren.» Hier habe auch Corona einen Teil dazu beigetragen. «Die Natur und die Nähe zum Produkt haben wieder an Bedeutung gewonnen.»

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Wie ein Feuerwerk

«Die Tulpe ist ganz klar meine Lieblingsblume», betont der Fachmann, «die Blume steht für den Frühling, für Farben und für einen Neuanfang. Sie symbolisiert die Natur und unser Handwerk sehr stark.» Die Tulpe dufte zwar nicht wie eine Rose, aber sie bewege sich und werde quasi lebendig in der Vase, «die Tulpe ist wie ein Feuerwerk».
Bis dieses Feuerwerk als Strauss in der Vase Freude bereitet, vergeht viel Zeit. Bei den Rutishauser-Tulpen handelt es sich um sogenannte Wassertulpen: Aus Holland importierte Zwiebeln werden auf Metallplatten gesteckt, die im Kühlraum mit Wasser gefüllt werden. So beginnt die Bewurzelungsphase. Während drei Wochen wachsen die Wurzeln im Dunkeln bei 7 Grad, danach werden sie während drei bis vier Wochen bei 16 Grad und LED-Licht getrieben, und zu guter Letzt wachsen sie bei Tageslicht zu stolzen, starken Tulpen heran. «Die Tulpen sind dank dieser Methode lange haltbar und werden nachhaltiger produziert. Das dafür verwendete Wasser läuft in einem geschlossenen Kreislauf, Pflanzenschutzmittel sind nicht nötig», ist vom Fachmann zu erfahren.

Den Pflanzen verschrieben

Von Generation zu Generation werden Liebe und Leidenschaft für Pflanzen weitergegeben. Der Grundstein wurde im Jahr 1912 durch Eduard Rutishauser mit der eigenen Gärtnerei in Wil gelegt. Daraus ist über viele Jahrzehnte ein Familienunternehmen gewachsen, in dem sich bis heute zahlreiche Mitglieder der Blumenfamilie mit Leib und Seele den Pflanzen verschrieben haben. Nur dank Innovation und laufender Modernisierung ist es gelungen, das Werk des Gründers zu bewahren.

«Wir wollen ein Familienunternehmen bleiben», bekräftigt Bruno Rutishauser, «das ist nicht immer einfach umzusetzen. Aber wir schauen gut zueinander, und jeder leistet seinen Beitrag.» Die Familie biete ein Nest, wo man hingehöre, das man verlassen und wohin man wieder zurückkommen dürfe. «Ein Unternehmen muss wachsen, aber langsam, und man darf auch mal den Mut haben, etwas bodenerdig abzuschneiden. Loyalität, Bodenständigkeit und Leidenschaft lauten unsere Werte – und diese halten uns zusammen.» Kein Wunder, dass in diesem farbenfrohen, 110 Jahre alten Familienunternehmen bereits die nächste Generation bereitsteht.