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Frischer Fisch aus Bischofszell

Beigragsbild-Fisch-Bischofszell

Wenn man als Laie in Bischofszell TG eine Fischzucht suchen müsste, würde man sie wahrscheinlich irgendwo in unmittelbarer Nähe zu Sitter und Thur vermuten.

Auf jeden Fall nicht mitten in der Stadt, fernab von jeglichem Fliessgewässer. Doch damit ist bereits ein erster Mythos widerlegt, der sich um die Fischzucht rankt. «Wir können in unseren Anlagen bis zu 99,5 Prozent des Wassers wiederverwenden», erklärt «LocalFish»-Chef Thomas Adler, der lächelnd vor dem Eingang wartet. «Der Frischwasserverbrauch ist deshalb entsprechend tief.» Und der umtriebige CEO doppelt gleich nach: «97 Prozent der Fische, die in der Schweiz konsumiert werden, stammen aus dem Ausland. Wir setzen auf dezentrale Standorte in der Schweiz. So können wir nachhaltigen und ultrafrischen Fisch aus der Region anbieten», sagt Adler mit leuchtenden Augen.

Zur Migros gehts über die Strasse

Dass die nächste Migros-Filiale gerade schräg gegenüber liegt, mag Zufall sein, verdeutlicht aber die Stärke der «LocalFish AG».

Adler: «Eigentlich könnten wir in Bischofszell die Fische gleich hinübertragen. Frischer geht es nicht.»

Steigt man dann die Stufen in den Keller hinab, wo sich die Fischzucht befindet, sieht es auf den ersten Blick eher einfach aus: ein dunkler Raum, grosse runde Wasserbecken, ein paar Rohrleitungen und weitere Geräte – das ist alles. Dass aber wesentlich mehr dahintersteckt, merkt man, sobald Thomas Adler mit der Führung beginnt. Die Becken werden permanent überwacht, das Wasser mit einem selbst entwickelten und patentierten Biofilter mehrmals pro Stunde komplett gereinigt. Die Korngrösse des Futters ist exakt auf das Alter der Fische abgestimmt. Zudem wird das Futter so ins Wasser geleitet, dass auch die Fische etwas abbekommen, die nicht immer zuvorderst schwimmen.

Ausserdem ist es nicht irgendein Futter, das die Tiere erhalten: eine Eigenentwicklung ohne Fischmehl. «Fischzucht ist eine Raketenwissenschaft », meint Adler zusammenfassend. Jedes Detail sei genau geplant, auch die Genetik der Tiere. «Local- Fish» kauft nämlich keine Jungtiere, sondern hat in Rafz ZH ein eigenes Bruthaus, wo die Muttertiere leben. Wegen dieser perfekt ausbalancierten Bedingungen erlangen die Egli innert neun Monaten ihre volle Grösse, während dies in der freien Natur drei bis fünf Jahre dauert.

Um den Kreislauf zu schliessen und keinerlei Ressourcen zu verschwenden, haben sich Adler und sein Team auch für die Fischabfälle etwas ausgedacht. «Daraus fertigen wir Hundefutter, das es im Do it + Garden zu kaufen gibt.»

Der umtriebige Zürcher, zuvor lange in der Medien- und Finanzbranche tätig, scheint für jede Herausforderung die passende Lösung parat zu haben. «Früher war ich mit unkonventionellen Ideen ein bisschen gefährlich, bei ‹LocalFish› kann ich den Blick über den Tellerrand voll einbringen. Das finde ich sehr schön.»

Neuer Standort für Zander und Wels

Und Ideen hat das Start-up noch ein paar in petto.

Bloss zehn Autominuten von Bischofszell entfernt hat es einen weiteren Standort eröffnet, wo Zander und Wels gezüchtet werden, und in Rafz entsteht zurzeit die grösste und modernste Anlage im Kanton Zürich, die noch weitere spannende Projekte mit sich bringen wird. «Saisonal gewürzte Chnusperli aus ‹Aus der Region›-Pangasius, das wäre doch eine tolle Geschichte», meint Thomas Adler, und das Leuchten in seinen Augen ist wieder da. Ganz egal, welches Projekt er mit seinen Mitarbeitenden als nächstes angeht – die «LocalFish AG» dürfte im Schweizer Fischmarkt noch kräftig für Wellenschlag sorgen.